Holger Nagel schaut, dass die Kasse stimmt
Zusammenarbeit zwischen Gehörlosen und Hörenden klappt prima
Friedrichshafen – Bei den Vorbereitungstreffen zu „Rad & Roll“ wird immer viel gestikuliert. Der Grund: Die Veranstaltung wird gemeinsam von Gehörlosen und Hörenden veranstaltet.
Holger Nagel, Vorsitzender des Gehörlosensportclubs, ist selbst in der Bowlingabteilung aktiv. Im Orgateam von „Rad & Roll“ hat er das Amt des Kassiers übernommen und schaut, dass die Finanzen stimmen. Seine Aufgabe. „Rechnungen bezahlen, Zahlungseingänge kontrollieren und mich um die Buchhaltung kümmern“, sagt er. Genau gesagt, lässt er Lisa Gmeiner oder Dunja Dietl sprechen, denn Holger Nagel ist taub.
Die beiden Gebärdensprachdolmetscherinnen übersetzen während der rund zweitstündigen Arbeitstreffen. Das erfordert höchste Konzentration. „Alleine kann man höchstens eineinhalb Stunden übersetzen“, erklärt Dunja Dietl und ihre Kollegin des Netzwerks „Handlaut“ fügt hinzu: „Deshalb wechseln wir uns alle zehn Minuten ab“.
Besonders schwer wird’s, wenn mehrere Leute gleichzeitig sprechen. „Beim Dolmetschen kann man sich nur auf eine Person konzentrieren“, sagt Dunja Dietl. Beide sind übrigens aus Österreich, weil es in Deutschland einen Mangel an Gebärdensprachdolmetschern und -dolmetscherinnen gibt.
„Die Zusammenarbeit klappt super“, findet Holger Nagel und spielt dabei sowohl auf seine Übersetzerinnen als auch auf das Organisationsteam von Rad & Roll an.
Kern der Veranstaltung am 16./17. September ist die erste Deutsche Rad-Meisterschaft der Gehörlosen, um die sich am zweiten Tag ein buntes Rahmenprogramm rankt.
Bei den sportlichen Wettkämpfen kommen die Teilnehmer ohne Dolmetscher aus. „Die Sportler wissen, was beim Rennen zu tun ist“, sagt Kurt Lippert vom RSV Seerose, der sich im Vorfeld bereits mit Vertretern des Deutschen Gehörlosenverbandes getroffen hat.
„Für die Reden bei der Siegerehrung und das Programm in der Ludwig-Roos-Halle brauchen wir unbedingt Dolmetscher“, erinnert Holger Nagel. Für die Organisatoren der beteiligten Vereine, die sich einmal im Monat zum Runden Tisch treffen, ist das eine Selbstverständlichkeit. „Schließlich ist es ein Inklusiver Event, der Hörende und Gehörlose zusammenbringen soll“, sagt Sportkreispräsidentin Eveline Leber.
Bisher liegen die Organisatoren voll im Zeitplan. Aber bis im September der Startschuss zur Deutschen Meisterschaft fällt, wird es noch viel zu besprechen geben – wenn nötig, mit Händen und Füßen.
Weitere Infos:
Hinter der Veranstaltung „Rad & Roll“ steht die erste Deutsche Rad-Meisterschaft der Gehörlosen. Am Samstag, 16. September, ist das Einzelzeitfahren im Tettnanger Wald. Nach dem Straßenrennen in Ettenkirch am Sonntag, 17. September, sind ein Speedskating- und ein Handbike-Rennen geplant. Parallel dazu präsentieren sich in der Ludwig-Roos-Halle zahlreiche Vereine mit Rädern und Rollen, wie Rhönradfahrer, Radballer, Rollstuhltänzer und Kunstradfahrer. Im Außengelände sind unter anderem der Verein Historischer Fahrräder sowie die AOK mit einem Bewegungsparcours vertreten.
Mehr Infos gibt es im Internet unter https://radundroll.wordpress.com oder bei Projektleiter Kurt Lippert, Telefon: 07541/ 584-776, E-Mail: kurt.lippert@web.de.